Eine erfreuliche Meldung von unserer Seite: Die Anbieter des Blumengroßmarktes Hamburg beurteilen 2022 als insgesamt gutes Jahr. Ein Blick zurück zeigt dabei einige Besonderheiten. Spätestens mit dem prägenden Ereignis, dem Krieg gegen die Ukraine seit dem 24. Februar, war den Meisten klar, dass die Pandemie nicht mehr allein bestimmend für den Geschäftsverlauf sein wird. Schon in den Monaten zuvor agierten die Anbieter und Einkäufer vorsichtig. Die regionale Erzeugung konnte dennoch sehr gut verkauft werden. Primeln und Tulpen sind insgesamt zufriedenstellend abgesetzt, Zwiebelblüher erlebten wärmebedingt deutlich vor Ostern einen Einbruch. Der Mangel an Arbeitskräften, ob Erntehelfer oder qualifizierte Fachkraft, hat auch 2022 das Geschäft beeinträchtigt. „Ich könnte mehr verkaufen. Aber wir ernten nicht genug, zu wenige Leute“ war ein Satz, der im Gedächtnis geblieben ist. Vom Arbeitskräftemangel ist nicht nur die Grüne Branche betroffen. Beschaffungsschwierigkeiten sind ein weiteres Stichwort, als Beispiel seien Kulturtöpfe genannt. Die Lieferketten aus Asien sind weiterhin gestört, viele Dekoartikel hatten und haben lange Lieferfristen. Früher nannte man es Cocooning, in schwierigen Zeiten macht man sein Heim schön. So war der Trend zur Arbeit im Privatgarten mit der entsprechenden Nachfrage an Pflanzen und Gehölzen anhaltend. Im Fokus standen Kräuter für den Genuss, Blütenpflanzen als Bienenweide sowie Gemüsejungpflanzen für die eigene Ernte. Im Sommer holten zahlreiche Verbraucher die aufgeschobenen Familienfeiern nach – mit einer entsprechenden Nachfrage nach Blumenschmuck und floristischen Leistungen. Veranstaltungen und Partys waren wieder möglich und gaben dem Geschäft Anschub. Auffällig war allerdings die einsetzende Sparsamkeit der Verbraucher. Viele Verbraucher mussten „ihr Geld festhalten“. Andere konnten sich im Sommer wieder dem Reisen widmen, der Tourismus setzte mit Nachholbedarf erneut ein. Aspekte, die in der Nachfrage klar zu spüren waren. Auch in der Vorweihnachtszeit ist die Sparsamkeit deutlich wahrzunehmen. Produzenten berichten dennoch von guten Geschäften in der ersten Hälfte des Jahres (mit Ausnahme des Januars) – auch mit höheren Verkaufspreisen gegenüber dem Vorjahr. Auf der Großhandelsstufe erzielten zahlreiche Schnittblumen und Topfpflanzen höhere Preise als im Vorjahr. Wichtig ist, dass immer mehr Verantwortliche in der Branche auch die ökonomische Nachhaltigkeit für ihren Betrieb erkennen und zukünftig entsprechend kalkulieren. Das kann den Hype des Grüns bei den Verbrauchern festigen.
Text: Klaus Bengtsson, Foto: Cordula Kropke