»Die goldenen Corona-Zeiten sind vorbei«, stellt der eine oder andere Gärtner derzeit etwas resigniert fest. Aber ist das wirklich so? Ist das nur ein Gefühl – oder laufen die Geschäfte wirklich nicht so gut? Wir fragten Betriebswirtschaftsexperten der Grünen Branche. Demnach lief und läuft das Frühjahrsgeschäft nach einem recht guten Januar und Februar in der Tat etwas schleppend an. Grund sind nicht nur die kühlen Temperaturen der letzten Wochen, sondern auch die Kaufzurückhaltung vieler Kunden, denen die überall gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiekosten zu schaffen machen: Wenn der Liter Benzin über zwei Euro kostet, dann hält sich mancher vielleicht wirklich zögerlich mit Geldausgaben für Blumen und Pflanzen zurück, das ist leider verständlich. Aber ganz so schlimm ist die Lage derzeit dann doch nicht, wie Robert Luer vom Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau (ZBG) an aktuellen Zahlen abliest: »Die Lage ist zwar anders als in den beiden Corona-Jahren, vielleicht in etwa auf Vor-Corona-Niveau, aber negativ ist sie derzeit nicht.« Er gibt zu bedenken, dass sich eine verschärfte Kostensituation schon im Herbst letzten Jahres angekündigt hat, als Liefer-, Energiekosten und der Mindestlohn anzogen. Diese Problematik setzt sich weiter fort, hinzu kommen die Folgen des aktuellen Kriegsgeschehens in der Ukraine. Wichtig sei es deshalb, so Luer, trotz allem Mut zu haben und die eigenen Preise anzupassen. Im Einzelhandel sei das schon spürbar geschehen, teils lägen die Abgabepreise mancher Baumärkte derzeit über denen des Fachhandels, das sei nicht gut. »Betriebe müssen schon darauf achten, dass sie mit ihrer Ware auch verdienen«, warnt er. Zudem könne sich das Blatt in den kommenden Tagen und Wochen auch schlagartig ändern, wenn das Beet- und Balkonpflanzengeschäft richtig starte. Alles in allem sei die Situation am Markt derzeit einfach sehr schwierig einzuschätzen und nicht abzusehen, wie sich die Inflationsrate entwickele. Tatsächlich bemerkten Wochenmarktanbieter einen leichten Rückgang in der Kundenattraktivität, beispielsweise im Bereich Gemüse. »Dennoch, das Marktniveau ist immer noch deutlich höher als zu anderen Zeiten«, beruhigt der Experte.
Text: Katrin Klawitter, Foto: Adobe Stock